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Medizinstudium im Ausland: Diese Länder sind eher weniger geeignet

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Lena
22.11.2021
6 Min

Für viele frischgebackene Abiturient/Innen ist ein Studienplatz im Studium der Humanmedizin DER Traum. Dieser hat sich jedoch vermeintlich schnell ausgeträumt, wenn die Ablehnungsbescheide der deutschen Universitäten versendet werden. Neben Alternativen wie eine Ausbildung zum/zur Rettungssanitäter/In oder in der Pflege, bietet ein Studium im Ausland eine weitere beliebte Möglichkeit. Zu den besonders beliebten Ländern zählen die deutschen Nachbarländer Österreich und Tschechien, sowie weitere EU-Länder wie Ungarn und Lettland. Aber auch diese Standorte haben nur begrenzte Studienplätze zu vergeben. Wie sieht es also in entfernteren Kreisen aus? Lohnt sich ein Medizinstudium im nordamerikanischen oder asiatischen Raum? Warum du davon eher absehen solltest, erfährst du im folgenden Beitrag.

Medizin studieren im Ausland: Vor- und Nachteile

In Deutschland kommst du als Studienanwärter/In an staatlichen Universitäten über einen NC (Numerus Clausus) meist nicht herum. Hier kommt ein großer Vorteil vieler Universitäten im Ausland ins Spiel: Dort spielt der NC meist keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Ganz so einfach ist es jedoch trotzdem nicht, in das Studium der Humanmedizin zu kommen. Statt NC musst du verschiedenste Aufnahmebedingungen wie Sprachzertifikate oder Aufnahmetests wie den MedAT oder den BMAT-Test (BioMedical Admission Test) erfolgreich bewältigen. Auch die Studiengebühren sind im Vergleich zu deutschen Universitäten meist deutlich höher.

Die fremde Sprache kann ebenfalls eine Hürde sein. In Ungarn zum Beispiel wird auch ein Medizinstudium in deutscher Sprache angeboten, jedoch ist die Unterrichtssprache im weiteren Ausland meist Englisch oder eine Mischung aus Englisch und der Landessprache.

Der wohl wichtigste und für dich mit unter relevanteste Faktor ist die Anerkennung der Approbation, die du im Rahmen des Medizinstudiums im Ausland erreicht hast. Wählst du ein EU-Land oder die Schweiz als Studienort, so kannst du dir sicher sein, dass dein Antrag auf Approbation in Deutschland genehmigt wird. Außerhalb der EU kann dies etwas schwieriger werden, wenn der Abschluss, den du nach dem Studium im Ausland erreichst, nicht gleichwertig mit dem deutschen Medizinstudium ist. Du solltest dich daher vor Studiumsantritt sehr genau informieren, wie es um die vollständige Anerkennung deiner Ausbildung steht.

Medizinstudium im Ausland: Großbritannien

Das Medizinstudium in Großbritannien punktet durch seinen hohen Praxisbezug. Du wirst bereits schon sehr früh an Patient/Innen herangeführt und kannst Erfahrungen als Teil des behandelnden Teams sammeln. Leider gibt es für dich als internationale/n Studienanwärter/In aber einige Hürden zu nehmen: Auch in UK sind Medizinstudienplätze heiß begehrt. Auf einen freien Studienplatz kommen ca. 20 Bewerbungen!

Was die Zulassungsvoraussetzungen angeht, so wird den britischen Universitäten viel Handlungsspielraum gelassen. Aufnahmetests wie den BMAT wirst du dabei aber an fast jeder Uni finden. Das gesamte Bewerbungsprofil inklusive Motivations- und Referenzschreiben und Engagement durch Praktika etc. wird berücksichtigt. Die Aufnahmebedingungen sind streng und die Vergabe von Studienplätze ist nicht zentral geregelt. Jede Uni entscheidet selbst, an wen sie ihre Plätze vergibt. Internationale Studierende haben es da ziemlich schwer.

Besonders seit dem Brexit gibt es einiges zu beachten: Du zahlst nun nicht mehr Studiengebühren in gleicher Höhe wie britische Studierende, sondern musst die internationalen Gebühren zahlen. Außerdem hast du kein Anrecht auf die britischen Studienfinanzierungen und musst ein Visum beantragen. Die Studiengebühren können bis zu 20.000 Pfund im Jahr betragen. Genau wie die Gebühren haben es auch die Lebenserhaltungskosten in sich. Jährlich kannst du hier Kosten von 12.000 bis 15.000 Pfund einplanen. Essen und Miete sind in Großbritannien ebenfalls nicht gerade günstig, sodass du für ein Zimmer im Studentenwohnheim in London gut 200 Pfund pro Woche bezahlen kannst.

Medizinstudium im Ausland: China

China erfreut sich als Studienort einer stetig steigenden Beliebtheit. Das Land der Mitte weist dabei aber einige Unterschiede zum Medizinstudium in Deutschland auf. Wer Medizin in China studieren möchte, wird zunächst überrascht sein, da sich das Studium in einen Bachelor- und einen Masterabschnitt aufgliedert. Insgesamt dauert das Studium aber auch wie in Deutschland 6 Jahre. Viele Studienplätze werden mittlerweile komplett auf Englisch angeboten. Wer auf Chinesisch studieren möchte, muss sehr hohe Sprachzertifikate vorweisen können.

Die Studiengebühren sind für internationale Studierende deutlich höher als für Einheimische, wobei du mit Beträgen von bis zu 7000 Euro pro Semester rechnen musst. Wenn du neben dem Studium arbeiten und Geld verdienen möchtest, brauchst du ein spezielles Visum, welches dein Arbeitgeber vor Ort beantragen muss. Sowohl das Visum als auch die Studiengebühren musst du meist mit einmal und in Bar bezahlen, was für den Moment schon mal für finanzielle Schwierigkeiten sorgen kann.

Insgesamt ist ein Medizinstudium in China möglich und im Vergleich zu anderen Nicht-EU-Ländern noch grundsätzlich leichter zu realisieren. Die völlig andersartige Kultur und potentielle Sprachbarrieren im Alltag stellen aber dennoch einen erheblichen und gründlich zu überdenkenden Faktor dar.

Medizinstudium im Ausland: Nordamerika

USA

Die USA sind nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern können auch eine Alternative zum Medizinstudium in Deutschland sein. Möchtest du in den USA studieren, musst du dir allerdings bewusst sein, dass dich ein langer und steiniger Weg erwartet. Auch bei den Amerikaner/Innen ist Humanmedizin als Studienfach sehr beliebt!

Um zum Medizinstudium in den USA zugelassen zu werden, benötigst du ein abgeschlossenes Bachelorstudium und einen erfolgreich absolvierten Medical College Admission Test (MCAT). Es kann für dich fachlich von Vorteil sein, im Bachelor bereits ein naturwissenschaftliches Fach zu studieren, jedoch gibt es prinzipiell keine Begrenzung was die Fachrichtung angeht. Der MCAT testet dein Wissen in den Bereichen Biologie, Chemie, Physik und das sprachliche Verstehen.

In den USA gibt es nur wenige Universitäten, die überhaupt internationale Studierende akzeptieren. Solltest du eine Universität gefunden haben, so verlangt sie meist zusätzlich noch einen fester Wohnsitz in den USA und einen US-Abschluss. Hier hören die Hürden noch nicht auf, denn die Themen Visum und Studiengebühren können dir nochmal zusätzlich viele Kopfschmerzen bereiten. Das F1-Visum, welches du bei einem vollständigen Studium benötigst, beschränkt sich lediglich auf deine Ausbildungszeit und du du musst einige Voraussetzungen dafür erfüllen. Und jetzt musst du ganz stark bleiben: Das Medizinstudium in den USA schlägt mit durchschnittlich 30.000 USD pro Semester zu buche. Um Studienkredite kommst du dabei nicht herum.

Alles in allem gibt es im Ausland definitiv Länder, in denen du es leichter hast, das lang ersehnte Medizinstudium anzutreten. Die USA sollten lieber weiter Urlaubsziel statt Studienort bleiben.

Kanada

Zunächst einmal: Kanada besitzt, im Gegensatz zu uns in Deutschland, keine einheitliche Bildungspolitik. Die Zulassungs- und Studienbedingungen können so je nach Provinz unterschiedlich sein und du musst dich im Vorhinein gründlich dahingehend informieren.

Um zugelassen zu werden, benötigst du auch hier einen Bachelorabschluss und einen bestandenen MCAT-Test. Es gibt, genau wie in den USA, nur eine geringe Anzahl an Universitäten, die überhaupt internationale Studierende immatrikulieren. Generell zieht es viele kanadische Medizininteressierte zum Studium selbst ins Ausland, da es bereits für sie sehr schwer ist, an einen der begehrten Studienplätze zu kommen. Als internationaler Bewerbender hast du hier fast keine Chance.

Ein weiterer Punkt, den du nicht unberücksichtigt lassen solltest: Die Lebenserhaltungskosten sind in Kanada deutlich höher als in Deutschland. Hier kannst du schon gut und gerne mal mit 10.000 Dollar pro Studienjahr rechnen! Auch die Studiengebühren liegen mit 6.000 bis 14.000 Euro pro Semester eher im hochpreisigen Segment.

Medizin studieren in Ausland: Fazit

Viele Bewerber/Innen aus Deutschland entscheiden sich für ein Medizinstudium im Ausland. Wer den Gedanken an ein Leben als internationale/r Studierende/r in Betracht zieht, kann aus einer Fülle von Ländern wählen. Hier die persönlich richtige Wahl zu treffen, ist dabei gar nicht mal so einfach. Berücksichtigst du aber Faktoren wie Zulassungsbeschränkungen, Annahmechancen, Studiengebühren und Lebenserhaltungskosten, so kannst du schnell herausfiltern, welche Alternativen sich wirklich lohnen. Wer Bewerbungsfrust und übermäßige Geldsorgen umgehen möchte, sollte sich statt in Großbritannien, USA und Co. lieber in Ländern wie Polen, Bulgarien oder Rumänien umsehen. So gelangst auch du endlich in dein lang ersehntes Medizinstudium.

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Lena

Lena studiert Psychologie an der Uni Magdeburg und ist freiberufliche Autorin bei Medizinstudium.io. Ein Medizinstudium wäre ihr Plan B gewesen, sodass sie sich thematisch für den gesamten Bereich begeistern kann. Nicht zuletzt, weil auch ihr Freund Medizinstudent ist. Ihre Themenschwerpunkte liegen bei der Bewerbung, den Medizinertests, dem Univergleich und psychologischen Inhalten.