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Die größte Rolle innerhalb des Bewerbungsverfahrens spielt immer noch die Abiturdurchschnittsnote. Seit einiger Zeit führen aber immer mehr Universitäten/Hochschulen das Auswahlverfahrens der Hochschulen (AdH) inklusive Auswahlgesprächen ein. 60% aller Studienplätze im Bereich Medizin werden durch das AdH vergeben.
Im Jahr 2020 wurde die Zulassungsordnung für das Medizinstudium komplett reformiert. Der Fokus bei der Bewerbung wird auf einen Medizinstudienplatz liegt nun nicht mehr nur auf der Abiturdurchschnittsnote, sondern auch auf der Persönlichkeit und der Motivation des/der Bewerbers/in. Im Auswahlgespräch hat die Prüfungskommission dann die Chance, die Studienbewerber/innen besser kennenzulernen, ihre Motivationen zu erfahren und mehr personenbezogene Entscheidungen zu treffen. Im folgenden Beitrag erfährst du, wie das Auswahlgespräch abläuft, welche Fragen auf dich zu kommen können und wie du dich am besten auf das Gespräch vorbereitest.
Auch wenn diese Methode noch nicht so verbreitet ist, so nutzen dennoch ein paar wenige Universitäten/Hochschulen die Auswahlgespräche als einen Teil des Auswahlverfahrens. Da sich die Zulassungsregelung vom Jahr zu Jahr ändert, empfehlen wir dir, vor deiner Bewerbung die Informationen zum Auswahlverfahren auf der Universitätsseite und Hochschulstart.de zu überprüfen.
Folgende Universitäten haben im vergangenen Jahr (2021/22) die Auswahlgespräche angeboten:
Bei den privaten Universitäten/Hochschulen gehören die Auswahlgespräche schon zur Tagesordnung. Diese Universitäten/Hochschulen nutzen das Auswahlgespräch als Kriterium innerhalb des Auswahlverfahrens:
Im Vergleich zum Aufnahmetest wird im Auswahlgespräch kein Fachwissen abgefragt. Hier geht es darum, zu erfahren, was für eine Persönlichkeit der/die Bewerber/in hat, warum er/sie sich für das Studium entschieden hat und wie der/die Bewerber/in in verschiedenen Situationen reagiert. Ob dir mehrere Prüfer/innen in deinem Aufnahmegespräch gegenübersitzen oder du ein Einzelgespräch hast, das ist abhängig von der Universität/Hochschule.
Sollte dein erster Anlauf ins Medizinstudium mit einem Ablehnungsbescheid geendet haben, bietet dir das eine gute Möglichkeit, bis zur nächsten Bewerbungsphase Erfahrungen im medizinischen Bereich zu sammeln. Eine abgeschlossene medizinische Berufsausbildung macht immer einen guten Eindruck. Diverse Praktika oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) werden ebenfalls positiv bei der Bewerbung angerechnet. Wenn du die Zeit zwischen Abitur und Studium nicht in Deutschland verbringen möchtest, dann kannst ein medizinisches Praktikum auch mit einem Auslandsaufenthalt kombinieren.
Das Krankenpflegepraktikum ist eine der Voraussetzungen für die Teilnahme am Physikum (erstes Staatsexamen). Das Praktikum musst du spätestens bis zum Ende des vierten Semesters in einem Krankenhaus absolviert haben. Innerhalb der Schulzeit bzw. der Schulferien solltest du noch kein Pflegepraktikum ableisten. Dies zählt sonst als Schulpraktikum und wird nicht für das Medizinstudium angerechnet. Warte damit also lieber bis nach dem Abitur.
Es ist sinnvoll, das Praktikum schon vor Beginn des Studiums gemacht zu haben. Das bringt dir eventuell Vorteile bei der Bewerbung auf einen Studienplatz. Das absolvierte Praktikum zeigt den Prüfer/innen dein medizinisches Interesse schon vor dem eigentlichen Studium. Außerdem sind die ersten Semester des Medizinstudiums sehr lernintensiv. Da wirst du in den Semesterferien deine freie Zeit genießen und eher nicht mit einem Praktikum verbringen wollen.
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) wird von dem Auswahlkomitee beim Auswahlverfahren sehr gerne gesehen. Natürlich sollte es ein FSJ im medizinischen Bereich sein. Durch die Arbeit mit z. B. älteren Menschen oder anderen hilfebedürftigen Patient/innen bekommst du während deines FSJ auch Einblicke in das künftige Berufsleben.
Während das Krankenpflegepraktikum in der Regel unbezahlt ist, bekommt man während des FSJs meistens ein kleines Taschengeld.
Während eines Auswahlgespräches wird dich ein Auswahlkomitee zu deiner Motivation für das Medizinstudium befragen, welche Erfahrungen du schon gesammelt hast und wie lange du dich schon mit dem Thema Medizin beschäftigst. Dabei können dir folgende Fragen gestellt werden:
Multiple Mini Interviews (MMI) sind Teil der Aufnahmeprüfung. Dabei werden deine Reaktion und dein Verhalten in verschiedenen Situationen getestet. Neben dem direkten Gespräch können auch kleine Rollenspiele Teile der MMIs sein. Mithilfe des Rollenspiels können die Prüfer/innen einschätzen, wie du mit stressigen Situationen umgehst.
Innerhalb der MMIs sollst du den Prüfer/innen zeigen, dass du die Eigenschaften eines/r Arztes/Ärztin besitzt: Stressresistenz, gute Entscheidungsfähigkeit, Empathie, Beobachtungsfähigkeit und Konfliktkompetenz sind nur einige davon.
Das hörst du bestimmt nicht zum ersten Mal. Die Vorbereitung auf das Auswahlgespräch solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist wichtig, dass du dich auf bestimmte Fragen vorbereitest und mit Nachfragen durch die Prüfer/innen rechnest. Online findest du viele Fragenkataloge, die dir bei der Vorbereitung helfen.
Ebenso solltest du dich auch auf die Rollenspiele vorbereiten. Denke dir möglichst viele Arzt-Patienten-Situationen aus und spiele dieses dann mit Freuden oder Familienmitgliedern durch. Dabei kannst du an deinen Schwächen arbeiten und bekommst immer wieder Feedback von deinem Gegenüber.
Tipp: In studentischen Foren findest du oftmals Hinweise zu Auswahlgesprächen von anderen Student/innen. Sie beschreiben meist den Ablauf ihres Auswahlgespräches und geben ein paar Beispielfragen mit an.
Mit dem Auswahlverfahren inkl. des Auswahlgespräches wollen die Universitäten/Hochschulen nur herausfinden, ob du für ein Medizinstudium geeignet bist. Dieses Verfahren erspart dir und den Universitäten/Hochschulen einen Studienabbruch und ein möglicherweise unzufriedenes Studierendenleben.
Die Prüfer/innen werden während des Gespräches unterscheiden können, ob du dich natürlich verhältst oder versuchst, Jemand anderes zu sein. Deshalb: Sei einfach du selbst! Versuche offen und freundlich zu sein und das Gespräch zu lenken. Wenn du zeigst, dass du etwas zu erzählen hast, dann ist die Kommission nicht gezwungen, unangenehme Fragen zu stellen.
Da die Universität/Hochschule eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen zur Verfügung hat, wird dich die Kommission in jedem Fall fragen, warum du dich für die Bewerbung an ihrer Universität/Hochschule entschieden hast. In diesem Zusammenhang wird auch oft gefragt, ob du dich mit den Schwerpunkten der Universität/Hochschule auskennst oder dich schon mit dem Studienverlaufsplan auseinandergesetzt hast. Einige Universitäten/Hochschulen sind für bestimmte Fachrichtungen oder Entdeckungen bekannt. Kannst du ein Grundlagenwissen zu deiner Universität/Hochschule vorweisen, dann erhöht das eventuell deine Chance auf einen Studienplatz.
Auch wenn im Auswahlgespräch kein medizinisches Vorwissen abgefragt wird, so solltest du dein Interesse für die Medizin und das Gesundheitswesen zeigen. In den letzten Jahren gab es viele Änderungen im Gesundheitssystem und viele stehen noch an. Als angehende/r Arzt/Ärztin solltest du dich mit den neusten Informationen im medizinischen Sektor beschäftigen und wissen, welche Einflüsse bestimmte Ereignisse auf dein zukünftiges Berufsleben haben. Damit testet die Prüfungskommission, wie viel Zeit und Interesse du deinem künftigen Beruf widmest.
Aktuell viel diskutierte Themen sind zum Beispiel das neue Organspendegesetz, der Masterplan 2020 und der akute Pflegekräftemangel.
Mit ausreichender Vorbereitung und Souveränität wirst du das Auswahlgespräch sicher sehr gut meistern. Wir drücken dir die Daumen für das kommende Auswahlgespräch und hoffen, dass wir alle deine Fragen zu diesem Thema beantworten konnten.