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Qualitativ hochwertiges Studium, einfache Aufnahmebedingungen und extrem hohe Studiengebühren: Das sind die allgemeinen Vorurteile, die angehende Student/innen zum Thema „Medizinstudium an einer Privatuniversität“ haben. Allerdings sind diese Vorurteile nicht immer zutreffend. Wenn du mit dem Gedanken spielst, an einer privaten Universität/Hochschule zu studieren, dann solltest du dich intensiv mit dem Thema beschäftigen und dich zu allen wichtigen Aspekten informieren.
In Deutschland gibt es derzeit sechs private Universitäten/Hochschule, die das Medizinstudium anbieten. Der große Vorteil bei der Bewerbung an einer dieser Universitäten/Hochschulen: Die Abiturdurchschnittsnote hat innerhalb des Auswahlverfahrens weniger Einfluss auf die Zulassung, als bei dem Bewerbungsverfahren an einer staatlichen Universität/Hochschule. Die privaten Institutionen werben vor allem damit, dass innerhalb des Bewerbungsprozesses sehr viel Wert auf die Persönlichkeit und die Erfahrungen des/der Bewerbers/in gelegt werden.
Folgende private Universitäten/Hochschulen bieten das Medizinstudium in Deutschland an:
Aufgrund der hohen Bewerberzahlen ist das Bewerbungsverfahren an den privaten Universitäten/Hochschulen sehr aufwendig. Wer keinen perfekten Abiturdurchschnitt vorweisen kann, der muss auf eine andere Art und Weise zeigen, dass er/sie motiviert ist, das Medizinstudium zu beginnen und Mediziner/in zu werden.
Die erste Möglichkeit bietet sich da mit dem Motivationsschreiben. Alle sechs Universitäten/Hochschulen fordern von ihren Bewerbern/innen ein Motivationsschreiben. Hier muss der/die Bewerber/in die Kommission davon überzeugen, dass er/sie für ein Studium an dieser Institution geeignet ist.
Ein weiteres Kriterium für die Zulassung an einer privaten Universität/Hochschule kann die Teilnahme am Test für medizinische Studiengänge (TMS) sein. Damit kannst du beweisen, dass du dich im Bereich Medizin wohlfühlst und schon einige Grundkenntnisse hast. Um dein Wissen im naturwissenschaftlichen Bereich einschätzen zu können, legen manche Universitäten/Hochschulen auch großen Wert darauf, dass du die Unterrichtsfächer Biologie und/oder Chemie nicht vor dem Abitur abgewählt hast.
Wie zuvor schon erwähnt, werben private Universitäten/Hochschulen gern damit, dass die Persönlichkeiten und die praktischen Erfahrungen ihrer Bewerber/innen innerhalb des Bewerbungsverfahrens eine große Rolle spielen. Die vorausgesetzte Praktikumsdauer beträgt vier Wochen. Als praktische Erfahrungen zählen nicht nur Pflegepraktika, sondern auch das Freiwillige Soziale Jahr, medizinnahen Ausbildungen und Auslandsaufenthalte.
Ein unverzichtbarer Teil des Bewerbungsprozesses an einer Privatuniversität/privaten Hochschule ist das persönliche Interview. Während des Gespräches möchte dich das Auswahlkomitee kennenlernen und erfahren, was deine Motivationen sind, welche medizinische Spezialisierung du anstrebst und ob du für den späteren Beruf geeignet bist. Das Komitee besteht meist nicht nur aus den Dozenten/innen der Universität/Hochschule, sondern auch aus Studierenden und Vertretern aus der Praxis.
Die Bewerbung an einer privaten Universität/Hochschule ist leider nicht wie an staatlichen Universitäten/Hochschulen kostenlos. Die Bearbeitungsgebühren für die Bewerbung an einer solchen Institution schwanken zwischen 150 und 250 Euro.
Hohe Kosten – das erwarten die Studenten/innen von einem Studium an einer privaten Universität/Hochschule. Doch davon sollten sich die Bewerber/innen nicht abschrecken lassen. Manchmal kann das Studium an einer privaten Universität/Hochschule der einzige Weg sein, sich den Traum von Medizinstudium zu erfüllen.
Bis heute warten viele Bewerber/innen auf ihre Studienplätze – jahrelang. In dieser Zeit muss man sich vor allem finanziell über Wasser halten. Deshalb beginnen viele zukünftige Studenten/innen mit der Arbeit in einem studiengangs-nahen Berufsfeld. Auch wenn das Gehalt als Wartende/r ohne Hochschulabschluss viel geringer ist, als nach dem Medizinstudium, so bringt diese Zeit viel Berufserfahrung und ein geregeltes monatliches Einkommen mit sich. Dabei ist es empfehlenswert, schon innerhalb der Wartesemester mit dem Sparen für das private Studium zu beginnen, da die Studiengebühren an einigen privaten Universitäten/Hochschulen sehr hoch sein können.
Für den Fall, dass der/die Student/in oder seine/ihre Familie die Kosten eines solchen privaten Studiums nicht tragen können, gibt es unterschiedliche Optionen, wie man sich bei der Finanzierung unterstützen lassen kann.
In Deutschland gibt es diverse Stipendien. Sie unterscheiden sich aufgrund der Voraussetzungen, die der/die Bewerber/in erfüllen muss. Der Vorteil von Stipendien ist, dass man das erhaltene Geld nicht zurückzahlen muss. Medizinische Stipendien werden oft erst nach dem erfolgreich absolvierten Physikum und meist nur an Interessierte bestimmter Fächergruppen vergeben. Oft kann ein Stipendium auch bestimmte Verpflichtungen nach dem Studium mit sich bringen, d. h., dass z. B. die Wahl der Universität/Hochschule oder der Fachrichtung durch einen Vertrag eingegrenzt ist. Einige private Universitäten/Hochschulen bieten geeigneten Studienbewerbern/innen auch Teil- oder Vollstipendien an.
Wer über wenige finanzielle Mittel verfügt, der hat die Möglichkeit, einen Studienkredit zu beantragen. Was viele dabei abschreckt, ist die Verpflichtung gegenüber der Bank für die nächste Jahren. Durch die Unterstützung eines Studienkredites hast du allerdings viel mehr Freiheiten in der Zeit deines Studiums und musst dir um finanzielle Angelegenheiten weniger Sorgen machen.
Um einen Studienkredit beantragen zu können, müssen die Bewerber/innen folgende Voraussetzungen erfüllen:
Für ausländische Bürger/innen gelten andere Regelungen.
Mit der Rückzahlung des Kredits muss der/die Student/in normalerweise erst ein Jahr nach der letzter Auszahlung beginnen. Das senkt den Druck, nach dem Abschluss direkt eine passende Arbeitsstelle zu finden. Während der Zinssatz meist halbjährig festgelegt wird, bleiben die monatlichen Raten flexibel. Auf Wunsch können diese auch erhöht werden, um den Kredit schneller abzuzahlen.
Auch wenn man ein Studium an einer privaten Universität/Hochschule beginnt, so kann man als Student/in trotzdem Anspruch auf BaföG besitzen. Alle Studierenden an Universitäten/Hochschulen, die staatlich anerkannte Abschlüsse anbieten, können die Förderung zu gleichen Konditionen beantragen. Für Studierende an privaten Universitäten/Hochschulen gilt also auch:
Studiengebühren können leider nicht mithilfe des BaföG bezahlt werden. Allerdings ist es möglich, die Studiengebühren als Härtefall zu melden und dadurch mehr BaföG zu erhalten.
Bevor du dich an einer privaten Universität/Hochschule bewirbst, solltest du dir über die Vor- und Nachteile des Studiums im Klaren sein. Hierfür haben wir eine kleine Liste für dich zusammengestellt:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Abiturnote wird bei der Bewerbung kaum berücksichtigt | sehr aufwendiges Aufnahmeverfahren |
Abschluss wird oft auch außerhalb der EU-Länder anerkannt | Aufenthalte im Ausland möglich (kann auch ein Vorteil sein) |
gute Ausstattung (Räumlichkeiten, Medien, etc. ) | Verpflichtung bei finanzieller Unterstützung möglich |
kleinere Studentengruppen erleichtern den Lernprozess | hohe Studiengebühren |
Studium beginnt sowohl zum Sommer-, als auch zum Wintersemester | im Studium sind oft Fremdsprachenkenntnisse erforderlich (kann am Ende auch zum Vorteil werden) |
Das Medizinstudium an einer privaten Universität/Hochschule zu beginnen, ist gerade in Hinblick auf das Bewerbungsverfahren eine attraktive, aber dennoch kostspielige Alternative. Obwohl es zahlreiche Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung gibt, so besteht leider immer ein gewisses Risiko, sich schon in jungen Jahren hoch zu Verschulden. In diesem Fall solltest du dir also einhundertprozentig sicher sein, dass du unbedingt Medizin studieren möchtest.
Unser Autorenteam hat sich intensiv mit dem Thema „Privatuni“ auseinandergesetzt und Studierende der MHB in einem Podcastinterview über Vor- und Nachteile befragt. Hier kommst du zur Podcastfolge.