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Das Hamburger Auswahlverfahren für medizinische Studiengänge – Naturwissenschaftsteil (kurz: HAM-Nat oder Hamburger Naturwissenschaftsteil) ist ein Auswahltest für zukünftige Medizinstudent/innen und Teil des Auswahlverfahrens der Hochschulen (AdH). Er wird teilweise auch in der neu eingeführten Zusätzlichen Eignungsquote (ZEQ) berücksichtigt. Er wird aber nicht nur – wie der Name vielleicht vermuten lässt – in Hamburg, sondern auch an der Universität in Magdeburg (nur zum Wintersemester) und neuerdings auch in Greifswald (Pharmazie!), angeboten.
Anders als der Medizinertest kann der HAM-Nat mehrmals wiederholt werden. Das Testergebnis kann unabhängig vom Standort, an dem der Test absolviert wird, an allen Universitäten, welche den Test berücksichtigen, eingereicht werden. Die Anmeldung erfolgt über die offizielle Internetseite zur Anmeldung von Auswahltests.
Durch das reformierte Zulassungsverfahren fällt der HAM-Nat 2023 durch die Corona-Pandemie auf den Zeitraum Mitte März 2023. Zusätzlich wird auch im Herbst ein zweiter Test angeboten.
Entgegen der letzten Jahre kann mittlerweile jeder am Test teilnehmen, der sich 2022 oder im darauffolgenden Jahr im Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) oder in der Zusätzlichen Eignungsquote (ZEQ) bewerben möchte!
Es ist kein festgelegter Abiturschnitt mehr nötig!
Der Test besteht größtenteils aus Multiple-Choice Aufgaben. Bis 2019 galt es, 80 Aufgaben in 120 Minuten zu lösen. Dabei wird (laut offizieller Angabe) überwiegend Oberstufenwissen aus den Unterrichtsfächern Mathematik, Physik, Biologie und Chemie abgefragt. Die Realität sieht allerdings meist etwas anders aus. Der Schwierigkeitsgrad wird von den Absolvent/innen häufig als etwas schwerer empfunden. Zum neuen Zulassungsverfahren wurde der HAM-Nat allerdings stark überarbeitet und gliedert sich nun allerdings folgendermaßen auf:
Im naturwissenschaftlichen Teil des HAM-Nats wird überwiegend Wissen aus dem Bereich Biologie, Mathematik, Physik und Chemie abgefragt. Das heißt nicht, dass alle Fächer auch die gleiche Anzahl an Fragen einnehmen müssen. Die Mehrzahl der Testteilnehmer vom März 2020 gaben an, einen geringeren Anteil an Chemiefragen im Gegensatz der letzten Jahre vorgefunden zu haben. Dies kann allerdings in diesem Jahr (Stand 2022) schon wieder anders sein. Einen detaillierten Themenkatalog findest du auf der Internetseite der Universität Hamburg.
Das Arithmetische Problemlösen prüft, wie gut du im Kopfrechnen bist. Dieser Aufgabentyp ist ein neuer Bestandteil des HAM-Nats und wird sich sehr wahrscheinlich über die nächsten Jahre weiterentwickeln und leicht verändern.
Aufgabe ist es logische Rechenaufgaben zu lösen, die an einen Dreisatz erinnern. Es sind hierbei keine Hilfsmittel erlaubt. Taschenrechner, sowie das schriftliche Festhalten von Notizen sind in diesem Aufgabenteil verboten. Gleichzeitig werden die Aufgaben zunehmend schwerer. Du hast im Schnitt pro Aufgabe etwas unter 60 Sekunden Zeit.
Beispiel 1: Zwei Ärzte betreuen 6 Patienten/innen, von wie vielen Ärzten werden 24 Patienten/innen betreut?
Beispiel 2: A ist gleich ein Viertel von B. B ist der Logarithmus von C. C ist dabei die Wurzel aus… (usw.)
Die Aufgabe ergibt so natürlich keinen Sinn, soll dir aber eine ungefähre Richtung anzeigen, wie schwer die Aufgaben werden können. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal betonen, dass bei diesem Untertest weder Taschenrechner benutzt, noch schriftliche Notizen anfertigt werden dürfen.
Relationales Schließen prüft, wie der Name bereits sagt, wie gut du aus bestimmten Fakten gewisse Folgerungen Schließen kannst.
Beispiel: Patient A wird isoliert, wenn B isoliert wird. D wird isoliert, wenn A isoliert wird. B wird isoliert, wenn C isoliert wird.
Nun wird Patient C isoliert.
Antwortmöglichkeiten…
Und so weiter und so fort!
Diese Art Test findet sich häufig auch in Intelligenz- bzw. Einstellungstest andere Berufe, wie z.B. der Polizei. Hier wird dir eine Reihe an Symbolen in Kästchen gezeigt. Das können Punkte, Pfeile, Striche oder sonstige Zeichen sein, die z.B. jeweils in eine bestimmte Richtung zeigen. Deine Aufgabe ist es, das letzte unausgefüllte Kästchen mit dem Symbol zu ergänzen, so dass die Reihenfolge am Ende sinnig abschließt.
In Hamburg wird zusätzlich der Situational Judgement Testteil geschrieben, der die psychosozialen Kompetenzen der Bewerber/innen prüft. Er wird in zwei Abschnitte unterteilt.
Den Prüflingen werden verschiedene Situationen geschildert, die sich häufig auf den medizinischen Alltag im Krankenhaus beziehen. Anschließend werden verschiedene Handlungsmöglichkeiten dargeboten, die es nach der „Angemessenheit“ zu beurteilen gilt.
Beispiel:
„Sie sind Pflegepraktikant/in auf einer onkologischen Station und erhalten die Anweisung, eine Patientenakte dem Stationsarzt zu überbringen. Auf dem Weg treffen Sie die Ehefrau von Herrn Müller, der an einer Krebserkrankung leidet und Patient auf Ihrer Station ist. Sie scheint sichtlich mit der Situation überfordert zu sein und fängt plötzlich an in Tränen auszubrechen.“
A: Sie ignorieren Frau Müller und überbringen die Akte an den Arzt.
B: Sie versuchen Frau Müller zu beruhigen und überbringen anschließend die Akte mit leichter Verspätung dem Arzt.
C: Sie bitten Frau Müller um fünf Minuten Geduld, überbringen die Akte und kümmern sich anschließend um die Ehefrau des Patienten.
D: Sie bemerken Frau Müller, sprechen jedoch nicht mit ihr. Sie überbringen die Akte dem Arzt und machen Ihn darauf aufmerksam, dass die Angehörige eines Patienten seelische Unterstützung benötigen könnte.
E: Sie bitten eine Arbeitskollegin die Akte zu überbringen und kümmern sich um Frau Müller.
Anschließend gilt es im Situational Judgement Test (SJT) darum, jede der Antwortmöglichkeiten zu beurteilen. Eine mögliche Skala unterteilt: „Angemessen, unangemessen, angemessen aber nicht ideal, unangemessen aber nicht katastrophal“. Manchmal werden die Bewerber/innen auch dazu aufgefordert, die Antwortmöglichkeiten in eine Reihenfolge ihre persönliche Präferenz zubringen.
Aus Erfahrungswerten des vergangenen Jahres (2020) haben ein Großteil der Absolvent/innen in diesem Testabschnitt die volle Punktzahl erreicht, da es vermutlich selten nur eine korrekte Antwort gab. Da ein Auswahlverfahren allerdings unterscheiden und aussortieren soll, könnte eine Weiterentwicklung mit einer überarbeiteten Punktevergabe durchaus möglich sein.
In den sozialen Netzwerken, wie z.B. auch Facebook gibt es sogenannte „HAM-Nat-Gruppen, die dir beim Lösen von Aufgaben helfen und dir Buchempfehlungen geben. Ebenso werden dort auch Erfahrungsberichte von Teilnehmer/innen geteilt, die den Test bereits absolviert haben.
Tipp: Du solltest dich allerdings nicht kurz vor dem Test von solchen Gruppen verrückt machen lassen!
Für die weitere Vorbereitung gab es auf den Seiten der jeweiligen Universitäten einen Selbsttest. Dieser war bislang jedoch wenig empfehlenswert, da er sehr veraltet ist (Stand: Januar 2021) und dem aktuellen Niveau nicht gerecht wird.
Vielmehr wird nun das Portal von viaMINT von den Universitäten empfohlen, da dort auch Altfragen von Tests der letzten Jahre hochgeladen werden und auch in zukünftige einfließen können. Gerade im letzten Jahr (2020) gab es laut Erfahrungsberichten einen großen Teil an Fragen, die in vorherigen Tests bereits unverändert so abgeprüft wurden. Diese Punkte sollte man auf jeden Fall mitnehmen und sparen im Zweifel auch Zeit im Test selbst.
Häufig kommt die Frage auf, wie viel Zeit man für die Vorbereitung einplanen sollte. Diese Frage lässt sich leider nicht so einfach beantworten und hängt stark von der jeweiligen Ausgangssituation des Kandidaten/der Kandidatin ab. Durchschnittlich wird allerdings ein Zeitraum von ca. 3-4 Monaten angegeben.
Das Testergebnis wird bei der jeweiligen Universität direkt eingeschickt. Es wird allerdings nur von der Uni Hamburg und Magdeburg für den Studiengang Humanmedizin berücksichtigt. Die tatsächliche Übergabe des Testergebnis findet ebenfalls über AntOn statt.
Unser Team hat in zwei Folgen alles Wissenswerte zum HAM-Nat 2022 zusammengefasst. In der ersten Folge erfährst du alles zum Aufbau des HAM-Nats, in der zweiten Folge geht es dann um die perfekte Vorbereitung. Hierbei werden zwei erfolgreiche Absolventen aus dem Jahr 2020 interviewed. Sie geben wertvolle Tipps und Tricks und erklären, mit welchem zeitlichen Plan und welchen Inhalten sie sich vorbereitet haben.