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Medizinstudium in Österreich: Das solltest du wissen

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Justin
29.06.2021
5 Min

Österreich ist eines der vielen Nachbarländer Deutschlands und ein sehr beliebtes Ziel bei Auswanderer/innen. Insbesondere wenn es um das Thema Medizinstudium geht, entscheiden sich viele deutsche Abiturient/innen dafür, ein Medizinstudium in Österreich zu beginnen. Im folgenden Beitrag erfährst du, wieso es viele Vorteile hat, in Österreich zu studieren, welche Voraussetzungen du erfüllen muss, um einen Studienplatz zu erhalten und welche Unterschiede es zum deutschen Medizinstudium gibt.

Überblick

Diese Universitäten bieten ein Medizinstudium in Österreich an:

Das spricht für ein Medizinstudium in Österreich

Einer der wichtigsten Punkte, wieso sich viele Deutsche dafür entscheiden, sich um einen Medizinstudienplatz in Österreich zu bewerben, ist der fehlende Nummerus Clausus (NC). In Deutschland bleibt es vielen Abiturient/innen verwehrt, Medizin zu studieren, da sie keinen ausreichend guten NC haben. Da dieser in Österreich keine Rolle bei der Zulassung spielt, ist das Bewerbungsverfahren in unserem Nachbarland für viele Bewerber/innen attraktiver und erhöht die Chancen auf eine Zulassung. Leider ist aus diesem Grund aber auch die Konkurrenz enorm hoch. Jährlich bewerben sich viele Tausend Studieninteressierte an den österreichischen Unis.

Ein weiterer Vorteil des österreichischen Medizinstudiums sind die fehlenden Studiengebühren. In der Regel müssen deutsche Studierende im Ausland immer relativ hohe Studiengebühren zahlen. Oft sind das mehrere Tausend Euro pro Semester. An den österreichischen staatlichen Universitäten wird ausschließlich ein Semesterbeitrag von 350 – 400€ fällig.

Zwei letzte wichtige Aspekte, die für das Medizinstudium in Österreich sprechen, sind die Nähe zu und die Gemeinsamkeiten mit Deutschland. Da wäre beispielsweise die fehlende Sprachbarriere. Da in Österreich ebenso wie in Deutschland Deutsch gesprochen wird, musst du fürs Medizinstudium keine neue Sprache lernen. Da die Inhalte im Studium ohnehin schon sehr kompliziert und komplex sind, spielt dir das perfekt in die Karten. Außerdem wirst du dich so auch schnell an das Land und die Leute gewöhnen. Da die Sprache gleich ist, wird es dir definitiv leichter fallen, neue Leute kennenzulernen und die Umgebung zu erkunden. Durch die Nähe zu Deutschland unterscheiden sich auch der Alltag und die Kultur relativ wenig voneinander. Das erleichtert dir die Eingewöhnung sehr.

Aufbau Medizinstudium in Österreich

Das Medizinstudium in Österreich unterschiedet sich kaum von dem in Deutschland. Es dauert auch zwölf Semester und gliedert sich in drei Studienabschnitte.

  • 1. – 2. Semester: 1. Studienabschnitt
  • 3. – 8. Semester: 2. Studienabschnitt
  • 9. – 12. Semester: 3. Studienabschnitt

Ebenso wie die deutschen Studierenden absolvieren auch die Student/innen in Österreich im letzten Studienjahr das praktische Jahr (PJ). Dabei sollen sie praktische Erfahrungen in einem Lehrkrankenhaus sammeln und den Umgang mit Patient/innen kennenlernen.

Anders als im deutschen Medizinstudium sind hingegen die Prüfungen in Österreich. Während es in Deutschland normalerweise zwei große Prüfungen (Staatsexamina) innerhalb des Studiums gibt, wird das Wissen der österreichischen Studierenden häufiger in kleinen Prüfungen getestet. Diese Prüfungen sind in zwei Formen zu unterscheiden: SIP und FIP. SIP sind die sogenannten Jahresprüfungen. Sie finden nach dem zweiten, dem vierten, dem sechsten, dem siebten und dem zehnten Semester statt und beinhalten immer ein Teil Altfragen aus der vorherigen Prüfung. Die FIP’s sind Prüfungen, welche die Studierenden nur auf die SIP vorbereiten, sie beim Lernen unterstützen und ihnen ihren Wissensstand aufzeigen sollen. Sie finden immer in den Semestern statt, wenn kein SIP ansteht. Abgeschlossen wird das Medizinstudium in Österreich mit der fertig verfassten Diplomarbeit und der mündlichen Diplomprüfung. Die Studierenden erhalten dann den Titel Dr. med. univ. Dieser ist in Deutschland anerkannt.

Die Famulatur in Österreich unterscheidet sich auch in Teilen von denen, die deutsche Medizinstudierende absolvieren. An österreichischen Universitäten kann im zweiten Abschnitt des Studiums mit dem Pflichtpraktikum begonnen werden. Acht der insgesamt zwölf Wochen müssen noch vor Eintritt in den dritten Abschnitt des Medizinstudiums absolviert worden sein. Auch der Bereich, in denen das Praktikum absolviert werden soll, ist vorgeschrieben:

  • vier Wochen: Innere Medizin
  • vier Woche: Primäre Versorgung
  • vier Woche: frei gewähltes Gebiet

Voraussetzungen und Bewerbung

Um an einer österreichischen Universität Medizin zu studieren, musst du nur wenige Voraussetzungen erfüllen. Wichtig sind: 1. notwendige Kenntnisse der deutschen Sprache auf dem Niveau C1 (für nicht-deutschsprachige Bewerber/innen) 2. die allgemeine Universitätsreife/Hochschulzugangsberechtigung (HZB) und 3. das Testergebnis des Med-AT. Da das Medizinstudium in Österreich NC-frei ist, zählt für die Studienplatzvergabe ausschließlich das Ergebnis des Med-AT. Deshalb ist es wichtig, dass du dich gut auf diesen Test vorbereitest. Er ähnelt in etwa dem deutschen TMS (Test für medizinische Studiengänge).

Der Med-AT

Der Med-AT findet nur einmal pro Jahr statt. Das erzielte Testergebnis gilt ausschließlich für den Studienort, an dem du den MedAT abgelegt hast und ausschließlich für das Studienjahr, für welches der Test absolviert wurde. Das bedeutet, dass du dir schon im Voraus darüber klar sein musst, wo du in Österreich Medizin studieren möchtest. Ein Studienplatztausch ist somit nicht möglich. Das Gute ist aber, dass der Test im nächsten Jahr wiederholt werden kann, wenn du keinen Studienplatz im aktuellen Studienjahr erhalten hast.

Was du noch über den Test wissen solltest:

  • Die Teilnahme am Test kostet 110 Euro und ist unbegrenzt möglich.
  • Der Med-AT testet vier verschiedenen Themengebieten und basiert auf Multiple-Choice Fragen.
  • Diese vier Themengebieten sind:
    • Basiskenntnis für medizinische Studiengänge
    • Textverständnis
    • kognitive Fähigkeiten
    • akademisches Denken
  • Im Basiskenntnis-Teil des Tests wird das Wissen in den Grundlagenfächern Mathematik, Physik, Chemie und Biologie geprüft.
  • Im Textverständnis-Teil wird die Lesekompetenz getestet.
  • Der Teil „kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten“ ist in fünf Aufgabengruppen unterteilt:
    • „Zahlenfolgen“,
    • „Gedächtnis und Merkfähigkeit“,
    • „Figuren zusammensetzen“
    • „Wortflüssigkeit“
    • „Implikationen erkennen“
  • Im Teil „sozial-emotionale Kompetenzen“ werden die Fähigkeiten, Entscheidungen in einem sozialen Kontext zu treffen und Emotionen zu erkennen, getestet.

Vergabe der Medizinstudienplätze in Österreich

Die zur Verfügung stehenden Medizinstudienplätze werden in Österreich wie folgt vergeben:

  • 75 % an Bewerber/innen mit österreichischem Maturazeugnis (ähnlich des deutschen Abiturzeugnisses)
  • 20 % an Bewerber/innen aus den EU-Ländern
  • 5% an Bewerber/innen aus anderen Ländern

Kosten

Das Medizinstudium in Österreich ist im Allgemeinen relativ günstig. Da du keine Studiengebühren zahlen musst, fällt nur zweimal jährlich ein Semesterbeitrag in Höhe von rund 385 € an. Für die Aufnahme an deiner Wunschuniversität solltest du noch bedenken, dass du etwa 110 € für die Teilnahme an Med-AT zahlen musst.

Das Studentenleben in Österreich ist in der Regel etwas teurer als in Deutschland. Alltägliche Kosten für die Miete, Lebensmittel und Freizeitgestaltung sind meist höher als in der Heimat. Wer ein Auto hat, könnte allerdings von den geringen österreichischen Sprit-Preisen profitieren. Du erreichst aber auch – egal ob du dich für Linz, Graz, Wien, Innsbruck oder Salzburg entscheidest – alles mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

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Justin

Justin ist gebürtiger Hamburger, 24 Jahre alt und studiert Medizin im fünften Jahr an der Uni Magdeburg. Neben seiner Autorentätigkeit bei medizinzinstudium.io führt er mit seinem Mitbewohner den erfolgreichen Podcast “Küchenmedizin”, in welchem die beiden über die Bewerbung für das Medizinstudium aufklären, tiefe Einblicke in das Studium geben und interessante Gäste wie z.B. Ärzt/innen aus verschiedenen Fachrichtungen oder Betroffene verschiedener Krankheitsbilder interviewen.