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Viele schrecken vor dem Beruf des Arztes/der Ärztin zurück, weil sie glauben, dass man Familie und Karriere nicht unter einen Hut bekommt. „Erst sechseinhalb intensive Studienjahre an der Universität/Hochschule mit Praktika in den Semesterferien und anschließend ca. sechs Jahre Facharztausbildung. Dann ist es für Kinder ja sowie so schon zu spät.“ So denken viele junge Student/innen.
In Wirklichkeit haben in Deutschland ca. 5 % der Studierenden ein Kind und haben Erfahrungen damit gemacht wie es ist, das Studium mit dem Familienleben zu vereinen. Einige behaupten sogar, dass das Studium die beste Zeit dafür ist, ein Kind zu bekommen. Wenn die nötige Finanzierung kein Problem darstellt, dann lässt sich das Studium nahezu problemlos verlängern und der Stundenplan flexibel anpassen.
Studieren mit Kind stellt zweifelsohne eine absolute Doppelbelastung dar. Grundsätzlich wird deine Lernzeit mit einem Kind nur noch auf ganz bestimmte Tageszeiten beschränkt sein. Zeit für Prokrastination bleibt da erst recht nicht mehr. Als (künftige/r) Mutter/Vater wirst du deine freie Zeit noch mehr zu schätzen wissen.
Auch wenn es für viele Medizinstudent/innen zur Gewohnheit geworden ist, den Lernstoff aufzuschieben, so solltest du lieber alle deine Aufgaben direkt erledigen. Es ist empfehlenswert, die Skripte und Lernkarten lieber gleich nach der Vorlesung nachzubereiten. Das Verteilen des Stoffes auf kleinere Portionen spart dir außerdem viel Zeit und erleichtert dir das konstante Lernen. Nutze jede Phase, in der du die Möglichkeit hast, konzentriert zu lernen. Egal ob du gerade 20 Minuten oder ein paar Stunden frei hast. Versuche, neue Inhalte zu lernen und sie dir einzuprägen. Auch wenn du nicht sofort alles verstehst, sind dir die ersten Begrifflichkeiten schon bekannt.
Die meisten Universitäten/Hochschulen bieten jungen Eltern ein Teilzeitstudium an. Das bedeutet, dass du nur der halben Studienbelastung ausgesetzt bist. Dadurch verdoppelt sich allerdings die Studiendauer. Ein Fachsemester absolvierst du dann in zwei Hochschulsemestern, also in einem Jahr.
Während deines Medizinstudiums hast du die Möglichkeit, Urlaubssemester zu nehmen. Eine Schwangerschaft oder die Betreuung des Kindes während seiner ersten Lebensjahre könnten z. B. Gründe für ein oder mehrere Urlaubssemester sein. Die Beurlaubung aufgrund des Mutterschutzes oder anderer Gegebenheiten, die das Kind betreffen, darf die Obergrenze der normalen Urlaubssemesteranzahl sogar überschreiten. Die Urlaubssemester sind in diesem Fall immer Hochschulsemester und keine Fachsemester. Währenddessen bist du von der Anwesenheitspflicht befreit. Meist darfst du aber die Wiederholungsklausuren mitschreiben. Nur die Teilnahme an Erstprüfungen bleibt dir verwehrt. Diese Regelungen sind je nach Universität/Hochschule unterschiedlich.
Wenn du zu Vorlesungen gehst oder die Bibliothek besuchst, sollte natürlich immer Jemand auf dein Kind aufpassen. Du hast Glück, wenn die Großeltern in der Nähe wohnen und sich Zeit für ihr Enkelkind nehmen können. Aber nicht alle haben diese Möglichkeit. Für diese Fälle bieten die meisten Universitäten/Hochschulen eine Kinderbetreuung direkt an der Universität/Hochschule an. In der Regel sind die Wartezeiten leider ziemlich lang. Wir empfehlen dir also, dich so früh wie möglich um einen Betreuungsplatz für dein Kind zu kümmern.
Wenn du dein Kind nicht in die universitäts-/hochschuleigene Betreuung geben möchtest oder keinen Platz bekommst, dann bleibt dir noch die Möglichkeit eines/r Babysitters/in. Heutzutage findest du auf vielen Online-Portalen Tagesmüttern/-väter oder Nannys. Viele Studenten und Studentinnen, die einen Nebenjob suchen und Erfahrungen mit Kindern haben, bieten ihre Hilfe auch oft als Babysitter/in an.
Das Medizinstudium mit einem Kind stellt natürlich auch vor allem eine finanzielle Belastung da. Solltest du dich in dieser Situation befinden und nach hilfreichen Finanzierungsmöglichkeiten suchen, dann haben wir hier ein paar Tipps für dich.
Bei einer Studienbeitragsbefreiung wird ein Elternteil von allen Studiengebühren befreit. Diese finanzielle Unterstützung wird von allen deutschen Universitäten/Hochschulen angeboten. Die Dauer der Regelung unterscheidet sich allerdings zwischen den verschiedenen Institutionen. Während einige Universitäten/Hochschulen den/die Studenten/in nur für zwei Semester von den Beiträgen befreien, werden von anderen Universitäten/Hochschulen die komplette Regelstudienzeit über die Beträge übernommen.
Jede/r Studierende mit Kind hat Anspruch auf das Kinder- und Elterngeld (bei ausländischen Bürger/innen können andere Regelungen gelten). Aktuell beträgt das Kindergeld für das erste und zweite Kind 219€ monatlich (Stand 2021). Mit dem Kindergeld soll die Grundversorgung des Kindes gedeckt werden.
Der Unterschied zwischen Elterngeld und Kindergeld ist, dass es sich beim Elterngeld um eine staatliche Unterstützung handelt, bei der ein Elternteil über gar kein oder nur ein sehr geringes Einkommen verfügt. Dabei gibt es keinen festen Elterngeldbetrag. Um den Betrag zu berechnen, werden die letzten zwölf Netto-Gehälter der Eltern vor der Geburt des Kindes berücksichtigt. Der Höchstbetrag liegt dort bei 1.800€.
Viele Vereine oder Stiftungen bieten finanzielle Hilfe für studierende Eltern an. Im Folgenden haben wir einige Beispiele für dich zusammengestellt:
Auch anderen Stiftungen, die nicht auf Familienförderung spezialisiert sind, können aufgrund hoher Motivation und ausgezeichneten Leistungen ebenfalls ein Stipendium an dich vergeben.
Wenn das nicht im Haushalt lebende Elternteil des Kindes keinen Unterhalt für das Kind zahlt, dann kann beim Jugendamt ein Unterhaltsvorschuss beantragt werden. Dieser Vorschuss beträgt 177€ für Kinder unter 5 Jahren (Stand: 2022)
Kinder aus einkommensschwachen Familien können einen zusätzlichen Betrag von 100 € pro Schuljahr vom Staat erhalten. Zusätzlich können die Kosten für die Lernförderung, die Transportkosten oder die Kosten für die kulturelle Entwicklung (z. B. Mitgliedschaft in Sportvereinen oder Musikschule, Schul- und Kitaausflüge) vom Staat für die Kinder übernommen werden.
Der Anspruch auf BAföG hängt vom Einkommen der Eltern ab und ist damit unabhängig vom eigenen Kind. Falls du mehr zu diesem Thema wissen möchtest, dann schau mal in unserem Beitrag zum Thema BaföG vorbei.
Du hast Angst, eine Familie während deines Medizinstudiums zu gründen? Das musst du nicht! Es gibt so viele positive Aspekte, die dir zeigen, dass es wunderschön sein kann, seine kleine eigene Familie neben dem Studium zu haben.
Familie und Kinder bringen viele positive Emotionen und Erlebnisse. Auch wenn du todmüde von der Universität/Hochschule nach Hause kommst, wird dir dein Kind immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Außerdem bringt es dich auf andere Gedanken und gemeinsam mit deiner kleinen Familie kannst du auch mal abschalten.
Seien wir mal ehrlich: In der medizinischen Branche wird es vermutlich keine flexiblere Zeit geben als das Medizinstudium. Nur hier kannst du selber planen, wie viele Vorlesungen du besuchen möchtest und wie viele Module du in dem Semester absolvierst. Das heißt, dass du dir dein Leben mit einem Kind innerhalb des Studiums mit einem guten Zeitmanagement extrem erleichtern kannst. Die Prüfungen lassen sich in der Studienzeit noch relativ leicht verschieben, die Operationen im späteren Berufsleben eher nicht. Auch mit dem Urlaub sieht es im Studium besser aus – vier Monate vorlesungsfreie Zeit in einem Jahr ist definitiv mehr als bei der Arbeit.
Wenn du mehr Zeit mit deinem Kind in den ersten Jahren seines Lebens verbringen möchtest, dann gibt es wahrscheinlich keinen besseren Moment schwanger zu werden, als während deines Studiums. Gleichzeitig hast du als junger Mensch auch noch viel Energie und bist viel belastbarer.