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Jedes Jahr gibt es deutlich mehr Studienbewerber im Bereich Medizin als Studienplätze und so ist die Anzahl der Absagen dementsprechend hoch. Um einen der begehrten Studienplätze zu erhalten, muss ein/e Studienbewerber/in deshalb sehr viel Arbeit in eine ansprechende Bewerbung stecken. Auch wenn der/die Bewerber/in keinen Abiturdurchschnitt von 1,0 hat, so ist der Traum vom Medizinstudium noch nicht ausgeträumt. Eine Möglichkeit ist es, den Wunsch des Medizinstudiums bei der Bundeswehr zu verwirklichen.
Ein Medizinstudienplatz ohne einen Abiturdurchschnitt von 1,0, ohne Wartezeit und das auch noch bezahlt: Das sind die Vorteile, die die Bundeswehr verspricht und das klingt traumhaft! Allerdings sollte man sich nicht von Illusionen täuschen lassen und sich aus diesem Grund gut darüber informieren, was es heißt, bei der Bundeswehr zu studieren.
Von insgesamt 10.000 Medizinstudienplätzen in Deutschland erhält die Bundeswehr ungefähr 250 Plätze zur eigenen Vergabe. Diese sind dann auf die staatlichen deutschen Universitäten/Hochschulen verteilt. Für die Bewerber/innen bedeutet das, dass sie ihr Studium an einer zivilen Universität/Hochschule gemeinsam mit anderen Studenten/innen absolvieren werden.
Auf die bundeswehreigenen Studienplätze bewerben sich pro Semester ca. 1300 Kandidaten. Warum eine Bewerbung auf gerade diese Plätze so attraktiv ist? Der Abiturdurchschnitt! Dieser ist bei dem Auswahlverfahren nicht so bedeutend, denn eine Zulassung zum Medizinstudium ist bei brillantem Bestehen der weiteren Testverfahren sogar mit einem Abiturdurchschnitt von bis zu 2,5 möglich.
Das fordert die Bundeswehr von den Studenten/innen:
Das Auswahlverfahren erfolgt in Köln über dieOffizierbewerberprüfzentrale (OPZ). Hier müssen Bewerber/innen eine 3-tägige Prüfung absolvieren. Dabei erwarten sie folgende Tests:
Im Einzelgespräch prüft die Bundeswehr besonders, ob der/die Bewerber/in das Studium aus eigener Überzeugung antritt und nicht, weil es mit der Abiturdurchschnittsnote nicht für einen „normalen“ Studienplatz gereicht hat.
Die Gesamtpunktzahl des 3-tätigen Auswahlverfahrens entscheidet darüber, ob der/die Bewerber/in eine Zulassung für das Medizinstudium erhält oder nicht. Dabei empfiehlt die Bundeswehr vorher ein spezielles Training zu absolvieren, um optimal auf das Auswahlverfahren vorbereitet zu sein.
Alle Informationen zu den Bewerbungsunterlagen und wichtige Downloads sind auf der Internetseite der Bundeswehr zu finden. Hier siehst du die grundlegenden Unterlagen einmal im Überblick:
Das Medizinstudium bei der Bundeswehr hat Vor- und Nachteile. Wer eine Zusage für das Studium bei der Bundeswehr erhält, kann sich z. B. nicht immer seinen Wohnort oder seine Wunsch-Universität/-Hochschule aussuchen. Prinzipiell hat aber ein gutes Testergebnis im Auswahlverfahren einen positiven Einfluss auf die eigene Entscheidungskraft.
Bevor das Studium beginnt, muss jede/r Student/in eine dreimonatige allgemeinmilitärische Grundausbildung absolvieren. Gleichzeitig hat man als Student/in bei der Bundeswehr auch die Pflicht, eine Offiziersausbildung anzufangen.
Medizin zu studieren bedeutet Punkte sammeln: Schon innerhalb des Bewerbungsverfahrens werden Punkte vergeben. Diese erhalten die “Bundis” (ugs. für Medizinstudenten bei der Bundeswehr) je nach Eignung, Leistung und Befähigung. Die Punkte entscheiden über den zukünftigen Werdegang der Bewerber/innen. Auch nachdem das Bewerbungsverfahren beendet ist, erhalten die “Bundis” weiterhin Punkte, die dann am Ende des Studiums in einem Ranking erfasst werden. Je mehr Punkte ein/e Student/in hat, desto mehr Freiheiten hat er/sie im Studium (z. B. Wahl des Studienortes, der Fachrichtung).
Da man als Student/in bei der Bundeswehr während des Medizinstudiums vom Dienst befreit ist, unterscheidet sich der Ablauf des Studiums kaum von dem der zivilen Kommilitonen/innen. Allerdings ist der Druck höher, das Studium innerhalb der Regelstudienzeit zu absolvieren. Bei einer Verzögerung des Abschlusses um mehr als sieben Monaten, wird die Verpflichtungszeit bei der Bundeswehr grundsätzlich um ein Jahr verlängert.
In den Semesterferien erwartet die Bundeswehr von ihren Studenten/innen, dass bestimmte Praktika und Lehrgänge absolviert werden, bei denen man militärische Handwerkszeug lernt. Dafür haben die Medizinstudenten/innen bei der Bundeswehr aber etwas weniger Routine-Sorgen. Den Studenten/innen wird nicht nur ein monatlicher Lohn in Höhe von ca. 1800 Euro ausgezahlt, sie erhalten auch kostenlos eine Unterkunft.
Nach dem Studium kann es vorkommen, dass man Auslandsaufenthalte wahrnehmen muss oder im Inland versetzt wirst. Nicht zu vergessen, sind die Rechten und Pflichten eines/r Soldaten/in. Das bedeutet, dass in einigen Fällen auch Medizinstudenten nach Abschluss des Studiums zur Waffe gerufen werden können. Letztendlich wird man eben bei der Bundeswehr ausgebildet und ist damit ein/e Soldat/in.
Eine Bedingung stellt die Bundeswehr an ihre Student/Innen, welche du nicht unberücksichtigt lassen solltest: Vor dem Beginn des Studiums muss sich jede/r Student/in 17 Jahre (sechs Jahre Studium + elf Jahre Dienst) oder länger verpflichten, zu dienen. Den Bewerbern/innen steht dafür im Vorhinein aber auch eine kostenlose Online-Beratung zur Verfügung.
Medizinstudenten werden ab dem 1. Tag im Rahmen der Besoldungsgruppen A3 bis A8 bezahlt. Studierende bekommen bereits bei der Grundausbildung ein Gehalt ausgezahlt. Das monatliches Einstiegsgehalt liegt bei ca. 2.200 € und steigt durch Beförderungen schon während des Studiums regelmäßig. Nach dem Studium starten Ärzte als Leutnant mit Besoldungsstufe A9, was in etwa einem Verdienst von 2700 – 3600 € netto entspricht.Die höchste Vergütungsstufe erhalten Generaloberstabsärzte mit Besoldungsstufe B9 (entspricht 11577,13 €). Zusätzlich gibt es Zuschläge von der Bundeswehr.
Die Facharztwahl liegt vollkommen in den Händen der Bundeswehr. Sie bildet nur aus, was sie auch wirklich benötigt. Aufgrund dessen werden z. B. auch erheblich weniger Frauen- und Kinderärzte als Intensiv- und Notfallmediziner ausgebildet. Wer aber gute Leistungen während des Studiums nachweist, der kann eventuell mit mehr Entscheidungsfreiheit rechnen.
Es gibt nur wenige Möglichkeiten, sich von der Verpflichtung zu lösen. In der Regel hat man nur zwei Optionen: sich freikaufen oder ein psychologisches Gutachten vorlegen. Wenn du bei der Bundeswehr studierst, solltest du dir über einen erschwerten Austritt im Klaren sein und alle Konsequenzen kennen.
Wenn du im medizinischen Bereich arbeiten möchtest, bietet dir die Bundeswehr neben der Humanmedizin auch noch weitere Perspektiven an. Schon mal darüber nachgedacht, Zahn- oder Veterinärmediziner/In bei der Bundeswehr zu werden?
Auch Soldat/Innen müssen einmal zum Zahnarzt gehen: Als Zahnmediziner/In bei der Bundeswehr diagnostizierst, behandelst und therapierst du in einer der Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr und stellst die zahnmedizinische Versorgung während des Auslandseinsatzes sicher. Die Verpflichtungszeit beträgt ebenfalls 17 Jahre. Als angehender Offizier bekommst du eine exzellente zahnmedizinische Ausbildung an einer zivilen Universität, erhältst ein dem Dienstgrad entsprechendes Gehalt und es werden dir viele zusätzliche Qualifizierungsmöglichkeiten geboten.
Veterinärmediziner/In bei der Bundeswehr: Klingt erstmal komisch, oder? Du übernimmst hier jedoch einen außerordentlich wichtigen Posten. Du überprüfst Trinkwasser und Nahrungsmittel auf Lebensmittelsicherheit, untersuchst und behandelst Dienst- und Versuchstiere und absolvierst wissenschaftliche Forschungstätigkeiten.
Nur du allein bestimmst, was für dich ein Vorteil und was ein Nachteil ist. Hier findest du allerdings eine zusammengefasste Liste, die dir bei der Entscheidung etwas weiterhelfen kann.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
mit einer Abiturnote bis zu 2,5 hat man immer noch die Chance, einen Studienplatz zu erhalten | 17 Jahre Verpflichtung |
keine Wartezeit | wenig Entscheidungsfreiheit über Wohnort und Universität/Hochschule |
Befreiung vom Dienst während des Studiums | Studium muss in der Regelstudienzeit absolviert werden |
finanzielle Unterstützung in Höhe von ca. 1800 Euro (schon ab dem ersten Studienjahr) | Auslandseinsätze möglich |
Jobsicherheit nach dem Studium | wenig Entscheidungfreiheit bezüglich der Facharztwahl |
Studium an einer zivilen Universität/Hochschule | verpflichtende Offiziersausbildung |
Die Entscheidung, ob du dich für ein Medizinstudium bewerben möchtest oder nicht, ist ganz dir überlassen. Die Motivation bei der Bundeswehr anzufangen, darf aber keine Notlösung sein (auch nicht aus finanziellen Gründen), sondern muss deiner inneren Überzeugung entsprechen.
In dieser Episode klären Justin und Lucas alles, was du zum Medizinstudium im Zusammenhang mit der Bundeswehr wissen musst. Du erfährst aus allererster Hand (Lucas hat das Auswahlverfahren mitgemacht!), wie das Auswahlverfahren abläuft und was es tatsächlich bedeutet, bei der Bundeswehr zu studieren.