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Die Dauer des Medizinstudiums beträgt in Deutschland 6 Jahre und 3 Monate und ist relativ genau durchstrukturiert. Nachdem die Medizinstudierenden ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben, stehen sie vor der Qual der Wahl. Was mache ich nun? Welchen Facharzt möchte ich anstreben? In der Tat ist es nämlich üblich, sich nach dem Medizinstudium zu spezialisieren und Expert/in für einen Bereich der Medizin zu werden.
Den Facharzt bzw. Fachärztin für einen Bereich der Medizin erhält man, wenn man sich gemäß strikter Vorgaben für mindestens fünf Jahre in einem Fachbereich der Medizin weitergebildet und anschließend die Facharztprüfung vor einer Landesärztekammer bestanden hat.
Prinzipiell ist der medizinische Werdegang i.d.R. dann folgendermaßen gegliedert: zunächst wird das Medizinstudium über 6 Jahre und ca. 3 Monate absolviert. Anschließend beginnt die Zeit als Assistenzarzt/-ärztin. In dieser Zeit befindet sich der/die Mediziner/in in Weiterbildung für eine bestimmte Facharztrichtung. Diese wird nach Erfüllung der Vorgaben mit einer Facharztprüfung abgeschlossen.
Die Medizin gibt zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Auswahl der Fachärzte ist dabei sehr vielfältig.
In der folgenden Tabelle findest du alle von der Bundesärztekammer aufgelisteten Fachrichtungen und ihre grundlegenden Aufgaben. Die Top-Fachrichtungen stellen wir dir dann im Verlauf detailliert vor.
Facharztrichtung | Aufgabenbereich |
---|---|
Allgemeinmedizin | Überwiegend "Hausarzttätigkeit" |
Anästhesiologie | Notfallmedizin, Schmerzmedizin, Beatmung und Überwachung während operativer Eingriffe, Intensivmedizin |
Anatomie | Lehre und Forschung vom anatomischen Aufbau des menschlichen Körpers |
Arbeitsmedizin | Gesundheitsberatung, Begutachtung arbeits- und umweltbedingter Risikofaktoren |
Augenheilkunde | In erster Linie medizinische Behandlung für alle Krankheiten des Sehorgans (Auge) |
Biochemie | Spezialisierung auf molekulare Stoffwechselprozesse von Zellen und Organen (Interaktionen) |
Chirurgie | Operative Behandlung und Nachsorge von Verletzungen oder angeborenen Fehlbildungen usw. (wird weiter unterteilt) |
Frauenheilkunde und Geburtshilfe | Behandlung von geschlechtsspezifischen Erkrankungen, sowie Fortpflanzungsmedizin, Schwangerschaften, Geburten |
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) | Konservative und operative Behandlung von Erkrankungen und Fehlbildungen Hals-Nasen-Ohrenbereich |
Haut- und Geschlechtskrankheiten (Dermatologie) | Konservative und operative Behandlung von immunologischen, allergischen und anderen Krankheiten der Haut so wie Geschlechtsorganen |
Humangenetik | Erkennung und Behandlung genetisch bedingter/mitbedingter Erkrankungen (Beratung) |
Hygiene und Umweldmedizin | Unterstützung und Beratung von Ärzten/Institutionen/Gesellschaft bezüglich Infektionsprävention und Umwelthygiene (z.B. Lärmbelästigung usw.) |
Innere Medizin | Erkennung und Behandlung der Erkrankungen der inneren Organe (Herz, Lunge, Niere, Magen-Darm-Trakt usw.) |
Kinder- und Jugendpsychiatrie | Erkennung und Behandlung von körperlichen, psychischen und psychosomatischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen |
Laboratoriumsmedizin | Analyse von Körperflüssigkeiten, Ausscheidungs- und Sekretionsprodukten und Beratung der behandelnden Ärzte |
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie | Labordiagnostik von Mikroorganismen, Viren und anderen Erkrankungen und Bekämpfung der Infektionen (Außerdem Beratungstätigkeit: Drosten als Beispiel) |
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie | Konservative und Operative Behandlung von Verletzungen, Fehlbildungen, Tumoren im Mund-Kiefer-Bereich. Zusätzliches Zahnmedizinstudium nötig |
Neurochirurgie | Konservative und Operative Behandlung von Verletzungsfolgen/Fehlbildungen des Nervensystems (Hirn-OP, Bandscheiben/Wirbelsäulen-OP) |
Neurologie | Erkennung und Behandlung von Erkrankungen des peripheren und vegetativen Nervensystems einschließlich Muskulatur |
Nuklearmedizin | Spezialisierung im Umgang mit radioaktiven Substanzen und Behandlung mit kernphysikalischer Verfahren. Außerdem Strahlenschutz |
Öffentliches Gesundheitswesen | Gesundheitsaufsicht, Prävention und Bekämpfung von Erkrankungen, Erhalt der öffentlichen Hygiene |
Pathologie | Erkennung von Krankheiten durch mikroskopische Beurteilung oder Obduktion |
Pharmakologie | Erforschung verschiedener Arzneimittelwirkungen, Beratung der Kliniker bei der Anwendung von Medikamenten |
Phoniatrie und Pädaudiologie | Fachgebiet zur Behandlung von peripheren und zentralen Störungen der Hör- /Sprech- und Sprachfunktion |
Physikalische und Rehabilitative Medizin | Prävention, Rehabilitation und interdisziplinäre Behandlung mittels manuellen und naturheilkundlichen Therapiemaßnahmen |
Physiologie | Lehre der Funktionen des menschlichen Körpers vom Molekül bis zum Organismus |
Psychiatrie und Psychotherapie | Erkennung und Behandlung psychiatrischer Erkrankungen |
Psychosomatische Medizin | Spezialisierung auf die Erkennung und Behandlung psychosomatischer Erkrankungen (Erkrankungen, an denen körperlich-seelische Wechselwirkungen beteiligt sind) |
Radiologie | Diagnostik mittels bildgebender Verfahren und interventionelle, minimal-invasive Verfahren zur Therapie verschiedener Erkrankungen |
Rechtsmedizin | Anwendung medizinischer Kenntnisse zur Bearbeitung rechtlicher Fragestellung |
Strahlenmedizin | Gebiet der Strahlentherapie zur Behandlung gutartiger und bösartiger Erkrankungen (+ medikamentöse und physikalische Verfahren) |
Transfusionsmedizin | Spezialisierung auf die Behandlung von Patienten mit z.B. Blutkonserven/Stammzellspende/Transfusionen usw. |
Urologie | Erkennung und Behandlung von Erkrankungen, Funktionsstörung, Verletzungen usw. des männlichen Urogenitalsystems und der weiblichen Harnorgane |
Die vermutlich größten Bereiche der Medizin sind sowohl im klinischen als auch ambulanten Bereich die Innere Medizin, die Chirurgie und die Allgemeinmedizin. Doch was macht den jeweiligen Facharzt so spannend und womit beschäftigt er sich im Detail?
Die innere Medizin ist ein sehr breitgefächerter Facharzt und kommt wohlmöglich der „Doctor House“ Vorstellung am nähesten. Dieser Fachbereich beschäftigt sich mit den inneren Organen und sieht die Organsysteme samt Stoffwechsel als großes Ganzes. Er gliedert sich gemäß den verschiedenen Systemen weiterhin wie folgt auf:
Hierbei ist es prinzipiell einerseits möglich, seinen Facharzt im Gesamtbereich der „Inneren Medizin“ zu absolvieren, auf der anderen Seite besteht weiterhin die Möglichkeit, direkt eine Facharztweiterbildung im einen der oben genannten „Unterfächer“ der inneren Medizin zu beginnen.
Die Chirurgie ist ein sehr praktisches Fach und beinhaltet überwiegend die Behandlung von Patient/innen über operative Verfahren. Hierbei wird – wie auch in der inneren Medizin – weiter unterteilt.
Die Herzchirurgie darf hierbei z.B. nicht mit der Kardiologie aus der inneren Medizin verwechselt werden. Auch wenn sich diese Fachbereiche gerade im Bereich der Therapie ähnlicher Patient/innen regelmäßig besprechen und gemeinsam entscheiden müssen, bleiben die grundlegenden Aufgaben stets getrennt.
Um Chirurg/in zu werden, ist eine fünfjährige Weiterbildung nötig.
Unter einem/einer Allgemeinmediziner/in versteht man in der Regel die Ausübung des Berufs als Hausarzt/-ärztin. Diese Facharztrichtung ermöglicht ein Arbeiten, welches überwiegend in einer Praxis stattfindet. Der/ Die Hausarzt/-ärztin ist in der Regel die erste Anlaufstelle für jegliche Art von Problemen. Diese können sowohl körperlich, als auch psychisch sein. Hausärzt/innen nehmen darüber hinaus häufig die Rolle des Koordinators/der Koordinatorin im Gesundheitssystem ein und managen die Befunde von Patient/innen.
Das Gehalt hängt in der Medizin hängt neben dem Ausbildungsstand auch von einigen anderen Faktoren ab. In unserem Artikel über das Gehalt von Fachärzt/innen erfährst du alles, was du zu diesem Thema wissen musst.
Prinzipiell kann man sagen, dass der Großteil der Fachärzt/innen bzw. deren Richtung erlernbar ist. Das bedeutet, dass es selten ein „dafür bist du nicht gemacht“ gibt. Nichtsdestotrotz gibt es gewisse Fähigkeiten, die für verschiedene Bereiche hilfreich sein können, wenn man diese zu seinen Stärken zählen kann.
In der inneren Medizin ist vor allem ein differentialdiagnostisches Denken von Bedeutung. Es ist also von Vorteil, wenn man gut darin ist, verschiedene Krankheiten von anderen gut abzugrenzen und strukturiert zu arbeiten. Darüber hinaus gehört dazu auch, Symptome von Patient/innen wahrnehmen und einordnen zu können. Dieser Facharzt erfordert darüber den behutsamen Umgang mit Medikamenten, weshalb auch das Verständnis für pharmakologische Wechselwirkungen durchaus relevant ist.
Die Chirurgie erfordert übermäßig handwerkliches Geschick und problemorientiertes Denken. Dazu gehört auch ein gewisses räumliches Verständnis. Wer einen Facharzt anstrebt, bei welchem viel operiert wird, sollte eine hohe Teamfähigkeit besitzen und dazu in der Lage sein, auch in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren.
Sowohl für den chirurgischen als auch den Facharzt für innere Medizin wird ein hohes Maß an Empathie und das bewältigen außergewöhnlicher Situationen erfordert. Dazu gehört auch der Umgang mit dem Tod und das Überbringen schwieriger Nachrichten und die Begleitung sterbender Patient/innen.
Entgegen häufiger Vorurteile gegenüber der Allgemeinmedizin erfordert dieser Facharzt eine extrem große Anzahl verschiedener Kompetenzen. Neben der menschlichen Seite in Form von Beratung und Beistand bei jeglichen Problemen von Patient/innen der gesamten Lebensspanne, ist dieser Facharzt eine wichtige Schnittschnelle im Gesundheitssystem. Für viele Menschen ist der/die eigene Hausarzt/-ärztin sogar eher ein Freund des Vertrauens, wenn es ein Problem gibt. Nicht selten werden auch Befunde von anderen Facharzt/-ärztinnen erst beim Hausarzt richtig besprochen und weitere Schritte eingeleitet. Ein Allgemeinmediziner/in ist also auch teilweise der Koordinator/in der gesundheitlichen Behandlung von seinen Patient/innen. Ein Hausarzt/-ärztin muss auch in der Lage dazu sein, Notfälle rechtzeitig zu erkennen und die anschließende Überweisung in die Wege zu leiten.
Für welchen Facharzt du dich am Ende entscheidest, ist dir überlassen. Doch wie findest du die für dich passende Facharztrichtung? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Gesagt werden muss dazu nämlich, dass das Studium häufig keinen realistischen Einblick in den Beruf gibt. Die Inhalte, die im Medizinstudium vermittelt werden, können sich in der Realität ganz anders präsentieren. Wer also sehr gerne Gastroenterologie lernt, der muss nicht zwangsläufig auch gerne mit gastroenterologischen Patient/innen arbeiten wollen.
Da eine Facharztausbildung aber zu meist aus verschiedenen Abschnitten besteht und sich diese Abschnitte auch in verschiedenen Facharztrichtungen doppeln können, ist es meistens durchaus möglich, die Richtung noch einmal zu wechseln und sich die bisher gesammelte Erfahrung anrechnen zu lassen.
Unser Autorenteam hat zu der Frage der Facharztrichtung ein ausführliches Video gedreht: