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„Wer kein Abitur hat, der kann auch nicht Medizin studieren!“, diese Denkweise ist sehr veraltet und trifft schon seit Langem nicht mehr den Zahn der Zeit. In den letzten Jahren ist es gar nicht mehr so unüblich geworden, ein Medizinstudium ohne Abitur zu beginnen. Die Anzahl der Medizinstudenten/innen, die kein Abitur haben, ist in den vergangenen Jahren sogar sehr gestiegen. Allerdings ist es nicht leicht, einen der begehrten Studienplätze zu erhalten.
Gerade weil man als Student/in ohne Abitur nicht mit einer Abiturdurchschnittsnote glänzen kann, muss der Rest der Bewerbung die Universitäten/Hochschulen überzeugen. Das Wichtigste für diese Bewerbung ist, sich im Vorhinein extrem gut darüber zu informieren. In diesem Blogartikel werden wir dir drei alternative Möglichkeiten aufzeigen, wie du einen Studienplatz im Bereich Medizin ohne Abitur erhalten kannst.
Die Hochschulzugangsberechtigung (HZB) erhält man normalerweise durch einen zuvor erworbenen Bildungsabschluss. Im Falle des Medizinstudiums bedeutet das meist: Wer das Abitur hat, wird als qualifiziert eingestuft, diesen Studiengang zu belegen. Doch was ist mit den Student/innen, die kein Abitur haben?
Grundvoraussetzung für die Zulassung zum Medizinstudium auch ohne Abitur ist, dass der/die Berwerber/in mindestens den mittleren Schulabschluss/die mittlere Reife nachweisen kann. Ausländische Schulabschlüsse können dabei selbstverständlich auch vom Schulamt anerkannt werden.
Die HZB unterscheidet sich dann von Bundesland zu Bundesland. In Niedersachsen (Universität Oldenburg, Universität Göttingen, Medizinische Hochschule Hannover) ist es z. B. so, dass der Abschluss einer dreijährigen Ausbildung und die darauffolgende dreijährige Ausübung des erlernten Berufes (in Vollzeit) ausreichend dafür ist, eine HZB für einen fachnahen Studiengang zu erhalten. Dies wird auch als „3 + 3 Regel für beruflich Qualifizierte“ bezeichnet – drei Jahre Ausbildung + drei Jahre Ausübung des erlernten Berufes.
Andere Bundesländer geben sich schon mit einer zwei-jährige Berufserfahrung zufrieden. Dabei legen die Hochschulen/Universitäten natürlich selber fest, welcher Beruf zu ihren Studienfächern passt. Falls der/die Berwerber/in eine staatlich anerkannte Ausbildung absolviert hat, sollte diese mindestens mit einem guten bis sehr guten Ergebnis abgeschlossen worden sein (mit einer Abschlussnote von mindestens 2,5).
Hier findest du eine Auswahl der Ausbildungsberufe, die als fachnah zu den Studiengängen Zahn- oder Humanmedizin eingestuft werden:
Um die HZB für das Studienfach Humanmedizin zu erhalten, müssen im Vorhinein zusätzlich zwei Eignungsgespräche absolviert worden sein. Einige Universitäten erwarten von beruflich Qualifizierten auch die Teilnahme an einer Aufnahmeprüfung. Bei der Ludwig-Maximilians-Universität München ähnelt dieses Verfahrens dem standardisierten Test für Medizinische Studiengänge (TMS).
Insgesamt besteht Aufnahmeprüfung aus einem mündlichen und einem schriftlichen Teil. Im mündlichen Teil der Prüfung geht es um die Vorstellungen des/der Bewerbers/in zum Studium, wie er mit Problemen umgeht und was ihn motiviert.
Ist es möglich, mit dem Fachabitur Medizin zu studieren? Ja, allerdings nicht in allen Bundesländern! Wichtig ist, dass du dich vorher gut darüber informierst, wo ein Medizinstudium mit einem Fachabitur möglich ist, damit du dich bei den richtigen Universitäten/Hochschulen bewirbst.
Bei dem Fachabitur unterscheidet man zwischen fachgebundener Hochschulreife und Fachhochschulreife. Die fachgebundene Hochschulreife ermöglicht es dir grundsätzlich, dich an einer deutschen Universität/Hochschule einzuschreiben. Dabei solltest du allerdings beachten, dass du nur Studiengänge belegen darfst, die zu deiner Fachrichtung passen. Das heißt, mit einer fachgebundenen Hochschulreife im Bereich Gesundheit und Pflege, kannst du dich an Universitäten/Hochschulen auch nur für die gesundheitlichen Studiengänge (z. B. Medizin) bewerben.
Auch mit der Fachhochschulreife kannst du an einer Universität/Hochschule studieren. Allerdings ist es möglich, dass einige Universitäten/Hochschulen dir nur ein Bachelorstudium im Bereich Medizin anbieten. Dies ist beispielsweise in Hessen (Universität Frankfurt am Main, Universität Gießen, Universität Marburg) und Niedersachsen der Fall.
Die Abschlüsse an folgenden Fachoberschulen können in Kombination mit den anderen Voraussetzungen, die Zulassung zum Medizinstudium ermöglichen:
Nicht nur eine Ausbildung im medizinischen Umfeld oder das Fachabitur können dir einen Studienplatz im Bereich Medizin beschaffen. Auch eine Aufstiegsfortbildung trägt wesentlich dazu bei, dass Bewerber/innen ohne Abitur einen Platz an einer Universität/Hochschule erhalten. Abschlüsse wie Meister, staatlich geprüfter Techniker oder Betriebswirt berechtigen auch dazu, das Wunschfach zu studieren.
Voraussetzung dafür, dass der Fortbildungsabschluss anerkannt wird, sind mindestens 400 abgeleistete Unterrichtsstunden. Die Abschlussnote der absolvierten Fachwirt- oder Meisterprüfung ersetzt dann die Abiturnote.
Auch wenn dein Traum, einen Medizinstudienplatz ohne Abitur zu bekommen, in Erfüllung geht, wird sich der Verlauf deines Studiums von dem deiner Kommilitonen/innen mit Abitur unterscheiden. In jeden Fall sollte dir bewusst sein, dass den Abiturienten/innen vor ihrem Abitur für das Studium relevante Inhalte beigebracht werden. Den verpassten Stoff solltest du am besten schon vor dem Beginn deines Studiums nachholen, denn auch auf „normaler“ Abiturbasis ist das Medizinstudium eines der Schwersten.
Oft wird von Dozenten/innen oder Professoren/innen auch behauptet, dass die Studenten/innen ohne Abitur zu „Problemstudenten“ werden. Ob du am Ende zu den „Problemstudenten“ zählst oder nicht, das hängt ganz von dir selbst und deiner Einstellung zum Lernen ab.
Natürlich ergeben sich auch Vorteile für dich, wenn du nicht direkt nach dem Abitur dein Medizinstudium beginnst. Die Jahre, die du z. B. in eine Ausbildung oder in einen medizinnahen Beruf investiert hast, bringen dir enorm viel Berufs- und Lebenserfahrung. Im Studium wird es definitiv helfen, dass du dich und deine Arbeitsweisen kennst und deine Stärken und Schwächen gekonnt einsetzen kannst. Außerdem kannst du als Ausgebildete/r neben dem Studium arbeiten und mehr Geld pro Stunde verdienen als deine frisch aus der Schule kommende Kommilitonen. Wenn man kein Anspruch auf BAföG hat und kein Stipendium bekommt, kann das für die Zukunft sehr wichtig sein.