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Den meisten Bewerber/innen geht es in erster Linie darum, einen Studienplatz für Medizin zu erhalten. Dabei ist es häufig zweitrangig, an welcher Universität das Angebot von Hochschulstart ausgesprochen wird und ob diese nun den Regelstudiengang oder den Modellstudiengang anbietet. Doch was ist der Modellstudiengang? Was ist der Regelstudiengang? Im folgenden werden beide Studiengänge und ihre Unterschiede erklärt.
Der Regelstudiengang ist die Ursprungsform des Medizinstudiums und wird bereits seit sehr langer Zeit unterrichtet. Der Großteil der derzeit praktizierenden Ärzte und Ärztinnen haben über diese Art von Studium die Approbation erlangt.
Der Regelstudiengang wird in drei Studienabschnitte unterteilt:
Die Vorklinik beinhaltet Fächer wie:
Die Klinik beinhaltet Fachrichtungen wie:
Der Ablaufplan variiert im Regelstudiengang von Universität zu Universität nur sehr wenig.
Der Regelstudiengang profitiert von seiner klaren Struktur in der Vorklinik. Im Fokus steht die strukturierte Vermittlung der Grundlagenfächer, um bestmöglich auf das Physikum und die anschließende Klinik vorzubereiten. Allerdings entsteht in diesem Zuge auch ein immenser Druck, da sich Studierende in den ersten vier Semestern regelmäßig in zahlreichen mündlichen und schriftlichen Prüfungen beweisen müssen. Oftmals sind diese zeitlich so gelegt, dass das Durchfallen in einer Prüfung durchaus zum „Nichtbestehen“ der darauffolgenden führen kann, da die Wiederholungstermine ebenso in die Prüfungsphase gelegt werden können. So kann es dazu kommen, dass die Regelstudienzeit von ca. 6 Jahren nicht eingehalten werden kann.
Darüber hinaus sticht hervor, dass teilweise Inhalte nach wie vor vermittelt werden, die keine klinische Relevanz besitzen. Dieses Wissen muss für die Prüfungen trotzdem gelernt werden und führt so schnell zur Frustration.
Trotz des immensen Wissens mangelt es den Studierenden oftmals an praktischer Erfahrung. Obwohl in den ersten vier Semester mittlerweile der Kurs „Einführung in die klinische Medizin“ (kurz EKM) mit in das Lehrprogramm integriert wurde, findet der erste richtige Patientenkontakt erst nach Bestehen des Physikums statt.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Extrem detailliertes Wissen | Sehr viel Lern- und Zeitdruck |
Sehr gutes medizinisches Grundverständnis | Viele schriftliche und mündliche Prüfungen auch im Semester |
Klare Aufteilung der Fächer | Wenig Patientenkontakt in den ersten Jahren |
Inhalte werden im Kontext und zusammenhängend vermittelt | Teilweise werden irrelevante Inhalte nicht aus dem Lehrplan gestrichen |
Regelmäßige Überprüfung erfordert kontinuierliches Lernen: Dadurch weniger Wissenslücken | Regelstudienzeit wird aufgrund hohem Druck oft nicht eingehalten |
Uniwechsel wesentlich unkomplizierter |
Hier findest du eine detaillierte Übersicht, welche Universitäten den Regelstudiengang anbieten.
Der Modellstudiengang bietet den frühzeitigen Patientenkontakt. Er stellt in diesem Punkt quasi eine überarbeitete Version des Regelstudiengangs dar. Bereits im ersten Semester begeben sich die Studierenden einmal pro Woche ins Krankenhaus, um erste Basisuntersuchungen an Patient/innen zu erlernen.
Die Struktur des Modellstudiengangs schwankt von Universität zu Universität. In diesem Beitrag soll die Charité in Berlin als Vertreter dienen. Im Gegensatz zum Regelstudiengang gibt es z.B. kein herkömmliches Physikum mehr. Es wurde durch ein sogenanntes „Physikumsäquivalent“ ersetzt. Dieses Äquivalent besteht aus mehreren Prüfungen, die sowohl mündlicher, schriftlicher als auch praktischer Natur sind. Im Gegensatz zum herkömmlichen Physikum finden diese Prüfungen nicht am Abschluss des vierten Semester auf einmal statt, sondern nehmen in der Regel einen Zeitraum von mehreren Semestern ein. Das Gefühl und der Druck einer Abschlussprüfung kommt dementsprechend nicht direkt auf.
Der Ablauf findet in Modulen oder „Organsystemen“ statt. Grundlagenfächer wie Biochemie oder Anatomie werden nicht mehr einzeln Unterrichtet. Vielmehr sollen beispielsweise im Modul „Erkrankungen des Thorax“ fächerübergreifend die verschiedenen klinischen Bilder und Krankheiten unterrichtet und später in anderen Fachbereichen noch einmal aufgegriffen und wiederholt werden. Dieses Prinzip nennt die Charité „Lernspirale“ (Inhalte aus früheren Semester werden zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederholt).
Der Modellstudiengang profitiert von seinem praxisorientierten Format in Form von „UaK’s“ (Unterricht am Krankenbett) ab dem ersten Semester. Darüber hinaus gestaltet sich die Prüfungszeit wesentlich flexibler und entspannter. Während Studierende im Regelstudiengang gerne mal acht Semesterabschlussprüfungen absolvieren müssen, sind die Prüflinge der Charité in der Regel nur einer Prüfung (bis max. 3) pro Semester ausgesetzt, welche je nach Belieben am Anfang oder Ende des Semesters geschrieben werden kann.
Nichtsdestotrotz besteht die Gefahr, dass durch das neue Lernkonzept gewisse Inhalte auf der Strecke bleiben, da nicht alle Fächer strukturiert, sondern nur im Zusammenhang mit ausgewählten Krankheiten unterrichtet werden. Die Anatomie beispielsweise wird zu den unterschiedlichen Organsystemen unterrichtet, allerdings nicht am Stück.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Sehr praxisorientiert (UaK, POL, KIT) | Inhalte bleiben teilweise auf der Strecke |
Oftmals flexiblere Prüfungsphase | Eigenes Wissen von eigener Disziplin abhängig |
Weniger Druck während des Semesters | Unterricht im Krankenhaus sehr stark vom Dozenten/in abhängig |
Kein herkömmliches Physikum mehr (Physikumsäquivalent) | |
Klinisch irrelevante Inhalte teilweise bereits aussortiert | |
Weniger Pflichtveranstaltungen |
Hier findest du eine detaillierte Übersicht, welche Universitäten den Modellstudiengang anbieten.
Beide Formen des Studiums, Regelstudiengang oder Modellstudiengang, haben ihre Vor- und Nachteile. Letztendlich wäre eine gesunde Mischung aus beiden Studiengängen vermutlich der ideale Mittelweg. Nichtsdestotrotz möchten wir dir noch einmal im Überblick Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzählen.
Regelstudiengang | Modellstudiengang | |
---|---|---|
Patientenkontakt | Bis zum dritten Semester sehr wenig | Bereits ab dem ersten Semester sehr viel |
Physikum | Herkömmliches Physikum | Physikumsäquivalent |
Prüfungen | Sehr viele Prüfungen | Eher weniger Prüfungen |
Druck/Stress | Besonders in den ersten vier Semester sehr hoch | Über das gesamte Studium verteilt weniger |
Fachwissen | In der Regel viel Fachwissen | Fachwissen stark von Eigendisziplin abhängig |
Anteil an irrelevanter/veralteten Fakten/Lehrmethoden | Relativ hoch | Relativ niedrig |
Regelstudienzeit | Wird durch Schweregrad und Anzahl an Prüfungen öfter nicht eingehalten | Wird häufiger eingehalten |
Studienplatzwechsel | Wesentliche einfacher | Wesentlich schwerer (Da große Varianz an Universitäten + Wechsel von Modell- nach Regelstudiengang nicht möglich) |
Ob du dich am Ende für eine Universität entscheidest, die den Modellstudiengang oder den Regelstudiengang anbietet, ist natürlich dir überlassen. Am Ende bleibt für die meisten Bewerber/innen jedoch das Erhalten eines Studienplatzes sowieso an erster Stelle.
Im Podcast „Küchenmedizin“ klären dich Lucas und Justin über die verschiedensten Themen bezüglich der Bewerbung für das Medizinstudium auf. In dieser Episode berichten die beiden aus erster Hand, begleitend zum Artikel, von den Unterschiede zwischen Modell- und Regelstudiengang. Darüber hinaus diskutieren sie, welcher der beiden für dich der richtige sein könnte!